Vor ein paar Wochen hatte ich mein 1-jähriges Dienstjubiläum. Ein Jahr bei meinem aktuellen Arbeitgeber, aber auch ein Jahr im Home Office. Ich erinnere mich noch gut an meinen Start im neuen Job. Zwei Tage im Büro, die Hälfte der Kollegen gar nicht da und dann für alle die Anweisung: von Zuhause aus arbeiten. Seitdem war ich einige Male für Dreharbeiten und Co auf dem Unicampus unterwegs, ansonsten läuft alles digital und jeder sitzt bei sich daheim. Ich bin heilfroh, dass das bei uns im Team so problemlos klappt und dass wir technisch von Anfang an so gut ausgestattet waren, dass es in dieser Hinsicht nie Probleme gab.
Und doch gab es im letzten Jahr immer wieder Phasen an denen es mir super schwer fiel, abends abzuschalten. Ich habe meinen Schreibtisch im Wohnzimmer, mein Mann saß erst in der Küche und nun hat er einen Schreibtisch im Schlafzimmer. Auch das haben wir gelernt. Auf die harte Tour. Ich war unglücklich, weil ich das Gefühl hatte mir nie spontan und zu jeder Zeit einen Tee, Kaffee oder worauf immer ich gerade Lust habe, zu kochen. Moritz musste also raus aus der Küche. Seitdem klappt es viel, viel besser! Die Investition einen kleinen extra Schreibtisch zu kaufen war also definitiv jeden Cent wert!
Wenn das Abschalten schwer fällt
Dann waren da noch die Tage, an denen es mal wieder so viele Aufgaben gab, dass mir das Feierabend machen und Abschalten echt schwer gefallen ist. An denen es nichts gebracht hat, den Laptop und alles weitere im Rucksack zu verstauen und ihn aus dem Sichtfeld zu räumen. Die Arbeit blieb im Wohnzimmer hängen. An mir. Ich wurde das Gefühl nicht los, zu wenig geleistet zu haben. Hat ja keiner wirklich gesehen wie viel ich gemacht habe. Bestimmt denken die ich bin faul. Alles Gedanken die ich hatte! Du bist also nicht allein, wenn es dir auch manchmal oder sogar öfters so geht.
Das Home Office an sich ist wunderbar und ich liebe es. Ich denke es geht vielen so – gerade wenn man ein gutes Stück zur Arbeit pendeln muss, täglich im Stau steht oder die Bahn mal wieder Verspätung hat. Doch Home Office plus Lockdown ist anders. Da ist man eh gefühlt die ganze Zeit Zuhause. Im Winter gehen die wenigsten stundenlang raus. Es ist kalt, wird früh dunkel und all das, schlägt uns in der Kombi doch irgendwie aufs Gemüt. Wer sonst nach Feierabend ins Fitnessstudio gegangen ist, macht nun vielleicht Sport im Wohnzimmer, wer gern mal Abends mit Freunden essen gegangen ist, kocht daheim. All das, was sich vorher auf so viele Orte verteilt hat, findet aktuell gefühlt auf engstem Raum statt.
Was können wir also tun, um nach einem Tag im Home Office besser Abzuschalten?
1. Rituale
Man hört es immer und immer wieder und bei manchen Ritualen rollen wir schon mit den Augen, wenn wir sie noch ein weiteres Mal hören. I feel you! Du musst nicht Morgens eine Runde um den Block gehen, wenn es auch nach dem 15. Mal eine Quälerei ist und du dich danach nicht besser und wacher fühlst. Du musst kein Journal führen, wenn du jeden Morgen genervt davon bist. Du musst gar nichts! Lass dir kein schlechtes Gewissen machen!
Aber probiere aus. Gewohnheiten ändern sich. Nur weil du die eine Sache vor zwei Jahren doof fandest, heißt das nicht unbedingt, dass sie immer noch nichts für dich ist. Trau dich, auch bereits probiertes nochmal zu versuchen. Vielleicht klappt es nicht wenn du pünktlich los zum Bus musst, entspannt dich aber, wenn du auch getrost ein paar Minuten später im Home Office starten kannst.
Schaue ohne Druck was dir gut tut und hab Spaß daran dich auszuprobieren. Für den Anfang reicht eine einzige, winzige Sache! Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor, denn das geht ganz sicher nach hinten los.
2. Feste Arbeitszeiten
Im Home Office ist es zu verlockend noch ein paar Minuten liegen zu bleiben, nochmal zu snoozen und dann einfach nur halb gestylt an den Rechner zu schlappen. Wir alle haben es doch schon mal gemacht. Während wir uns im Büro nie so blicken lassen würden, ist die Hemmschwelle daheim einfach viel, viel niedriger. Besonders wenn kein Videocall ansteht. Da habe ich das „Glück“, dass das bei mir einfach täglich der Fall ist und ich mich nie trauen würde da im Pyjama aufzutauchen.
Doch Videoanrufe hin oder her – sich ordentlich anzuziehen und so fertig zu machen wie sonst macht uns wach und gibt uns gleich ein anderes Gefühl. Es darf gern eine Spur bequemer sein als im Büro – ich habe die Jeans auch gegen Leggings eingetauscht und liebe es! Hauptsache, du hockst nicht den ganzen Tag im Schlafanzug auf der Couch! Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt…
3. Bereiche definieren oder wie ich: umräumen
Ich arbeite also im Wohnzimmer. Hier steht der Fernseher und mein Klavier. Hier mache ich Sport und hier male ich. Und trotzdem ist es absolut kein super großes Zimmer. Alles gleichzeitig würde hier nicht funktionieren. Nach Feierabend packe ich also erst einmal meinen Laptop und alles Arbeitsutensilien in meinen Arbeitsrucksack und verstaue ihn bis zum nächsten Tag in der Ecke. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn!
Die Fernsehecke haben wir mit Sesseln so gestaltet, dass wir die easy umherschieben können (es wohnt niemand unter uns, keine Sorge!) und genau das mache ich jedes Mal, wenn ich hier ein Workout mache. Dann wird alles um den Schreibtisch geschoben und ich habe Platz für meine Yogamatte. Die Matte, Hanteln und Booty Bands sind alle im Schrank verstaut und ich erreiche sie mit einem Griff. Zum Fernsehen werden die Sessel wieder an den ursprünglichen Platz geschoben.
Klingt verrückt und kompliziert? Ist es sicherlich einerseits, aber ich mag es irgendwie total gerne. Es entsteht ein neues Raumgefühl und ich kann besser abschalten und mich auf die jeweilige Aktivität einstimmen.
Wenn du genug Platz hast um dir Bereiche einzuteilen: umso besser. Nutze das! Es wirkt Wunder. Manchmal hilft auch schon ein bisschen Umstellen, eine neue Pflanze, ein neues Bild oder eine neue Schreibtischunterlage. Alles, was dir hilft um dich mental auf Arbeit, Sport oder Freizeit einzustellen.